Eine schwarze Lavalandschaft mit einem schmalen Baum im Vordergrund

Wenn wir Ausbildung und Arbeit trennen

… indem wir ein Vorher schaffen, in dem gilt, „Kann noch nicht“ (also auch: „Kann noch nicht echt sein, kann noch nichts wert sein“) und ein Nachher, in dem gilt, „Muss auf jeden Fall“ (also auch: „Muss auf jeden Fall funktionieren, muss sein Geld wert sein“) und wenn wir dieses Vorher und das Nachher voneinander trennen durch Prüfungen und Zertifikate, dann entfernen sich Ausbildung und Praxis immer weiter voneinander.

Das Dazwischen wird ein weites, ödes Niemandsland, in dem zwei Dinge mit Sicherheit verdorren: Lernen und Entwicklung (alias Innovation). Denn die sind eigentlich dasselbe, leben von (und damit: bestehen aus) der Auseinandersetzung zwischen Neuem und Bestehendem. Sie sind dort zuhause, wo gilt: „Darf alles sein“.

Wenn wir wirklich davon ausgehen, in einer Wissensgesellschaft zu leben, dann muss das Vorher unendlich sein und das Nachher ein unerreichbarer Sehnsuchtsort bleiben. Denn schon „alles Nötige“ zu wissen, bevor wir anfangen, etwas zu tun, ist schlicht unmöglich.

Ganz praktisch

Dass eine Prüfung (und vielleicht die ganze vorherige Ausbildung) zum reinen Ritual geworden ist, können wir daran erkennen, dass jemand mit langer Erfahrung in dem, wozu die bestandene Prüfung berechtigt, die Prüfung selbst nicht mehr bestehen würde.

Wie wir dagegen gut voneinander lernen, können wir erleben, wenn wir das ohne formale Struktur im Alltag tun: Wenn wir eine Freundin fragen, ob sie uns zeigt, wie man ein Teil an unserem Auto austauscht, wird sie wahrscheinlich einfach gemeinsam mit uns Hand anlegen: Vormachen, Nachmachen, Hinweise geben – immer wieder. Iterativ, im ständigen Wechsel von Beobachten oder Zuhören und Ausprobieren, mit einem brauchbaren Ergebnis.