
Wie wir Organisationen beschreiben
… gleicht der Art, mit der wir über Dinge sprechen, von denen wir keine Ahnung haben. Wir stellen ihre Oberfläche mit allgemeinen Begriffen dar – so, als ob wir jemandem am Telefon dieses Ding beschreiben müssen, das wir in seiner Küche gefunden haben: Schwarz, auch so ein bisschen silbern, also Metall, ja, aber auch Kunststoff. Nein, ziemlich groß, so wie… zwei Schuhkartons etwa. Für die Organisation klingt das so: Umsatz, Gewinn, Mitarbeiterzahl. Wenn es gut läuft, können wir dann noch beschreiben, was das Ding im Detail tut: Es brummt ziemlich aufdringlich, wenn man den einen Schalter umlegt. Analog: Aufgaben der Mitarbeiter. In der klassischen Beschreibung der Organisation fehlt jetzt noch das Organigramm. Wie viel uns wohl eine technische Zeichnung des Dings in der Küche nutzen würde?
(An dieser Stelle sind wir auf demselben Stand wie Oliver Sacks‘ „Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ und an dem „rote[n], gefaltete[n] Gebilde mit einem geraden grünen Anhängsel“ erst schnuppern muss, um zu erkennen, dass er – eine Rose in Händen hält; Sacks, 2017, S. 31)
Essenz, Bedeutung, Unterschied
Welche Erleichterung, wenn der Andere unsere kryptischen Beschreibungen ummünzen kann in: „Die Kaffeemaschine!“ Das ist die Essenz. „Warum hast du sowas?“ – „Zuhause ist, wo ich mir jederzeit richtig guten Kaffee machen kann.“ Das ist die Bedeutung. „Eine Siebträgermaschine wie im Café, aber so klein, dass sie auch in meine Küche passt.“ Das ist der Unterschied. Die Form, die Oberfläche, die wir eben beschrieben haben, ist die Folge dieser drei, der Essenz, der Bedeutung und des Unterschieds. In Organisationen, die wissen, was sie im Innersten ausmacht, was ihre Bedeutung für die Welt ist und was sie anders macht, entwickeln sich Struktur und Aufgabenverteilung auf dieser Grundlage. Dabei entstehen Umsatz und Gewinn.
Lernen bedeutet, die Essenz zu erfahren, sie zu erleben. Sich eine Bedeutung und den Unterschied zu eigen zu machen.
Sacks, O. (2017). Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte (Übers. von van Gunsteren, D.; 39. Auflage). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.