Ein Steg im Wasser, die Ferne verschwindet im Nebel

Und vor mir die Lücke

Da ist eine Lücke zwischen dem Jetzt und dem Neuen, die wir mit nichts füllen können als mit uns selbst. Weil es das Neue noch nicht gibt, kann es keinen Weg geben dorthin. Eine Lücke, Leere, kein Weg: Wie sollten wir keine Angst haben davor? Was könnte ein stärkerer Antrieb sein, niemals hineinsehen zu müssen in diese Lücke?

Kein Blick nach vorn

So schauen wir nicht weiter als vor die eigenen Füße, gerade einen Schritt weit, um die gähnende Leere dahinter nicht ertragen zu müssen. Wir machen – sicherheitshalber – immer denselben Schritt nochmal, verlängern unseren bisherigen Weg einfach in die Zukunft. Und nennen das Erfahrung. Aber: Die Welt unter unseren Füßen bleibt doch nicht dieselbe; schwankt, bebt, verändert ihr Terrain.

Wer aber aufblickt, den Kopf hebt und weit vorausschaut, den verunglimpfen wir, „Träumerin“, denn Träumen, das müsste man sich erst einmal leisten können. Stattdessen schauen wir ein wenig nach links und nach rechts, den Kopf noch immer stets gesenkt – und stellen fest, dass unsere Nebenleute ihre Schritte ein bisschen anders machen. Wir erklären ihnen, wie sie richtig zu machen seien und beginnen mit ihnen zu raufen, wenn sie uns dasselbe erklären wollen – „Es kann nicht sein, dass…“.

Die Lücke als unser Raum

Wir ersparen uns damit den Augenblick der Sprachlosigkeit, wenn wir selbst den Kopf heben. Verwirrung, Ratlosigkeit, ja auch: Hilflosigkeit. Aber wir nehmen uns auch: Das Staunen. Den unendlichen Raum, der die Lücke ist, in dem das Neue Platz hat. In dem wir uns das Morgen erschaffen können. Gemeinsam. Und auch das ist die Lücke: Der Ort, an dem es keine Fremdenführer geben kann. Das, was ich in der Ferne sehe, wird niemals das sein, was wir gemeinsam erreichen. Aber es ist das, was meinen Schritten Wert gibt und Richtung. Das ist es, was uns auf dem Weg sein lässt – nicht als Getriebene dessen, was hinter uns liegt, sondern als Gestalter dessen, was kommt.